Flüstertüte
Junge Auszubildende vermessen altes Fischerboot
Vereinigung zur Würdigung traditioneller Segelschifffaht und Küstenkultur . Tfl. +49 (0) 4343 421630, eMail: post@museumshafen-probstei.de
Mit Richtschnur und Lot spannten acht Auszubildende der "Landesberufsschule für Bootsbau" aus
Lübeck einen fiktiven Rahmen um den Rumpf der Quase am Museumshafen Probstei. Diese spezielle
Arbeit war notwendig, um einen Linienriss, eine Zeichnung, dieses wohl letzten erhaltenen
Fischereifahrzeugrumpfes, anzufertigen. Eines Fischereibootes, das einst im 19. Jahrhundert typisch
für die Fischerei hier im Seegebiet der Kieler Bucht und auch vor der Probsteiküste war. Von dem es
aber keine Risszeichnung in den Archiven gibt.
Es wehte am vergangenen Sonnabend, ein leichter aber kalter Wind mit Nieselregen über die
Wendtorfer Promenade und um den historischen Schiffsrumpf. Die Finger der angehenden Bootsbauer
wurden beim Abmallen, dem Abmessen von Planken, Spanten, Steven und Sponnung schnell klamm.
In der kleinen Wachhütte des Museumshafens kochte Antje Steinmeyer von der "AURIGA" Kaffee.
"Eine heiße Muck Kaffee wärmt schließlich jede kalte Hand und wem das nicht reicht, der kann sich
auch hier in der Hütte am kleinen Jøtul-Ofen wärmen", sagt sie und reicht eine dampfende Tasse durch
die Schnacktür.
Die Berufsschüler trotzten dem nasskalten Wetter und ihre gute Stimmung ließ auch über den
gesamten Tag nicht nach. Zur Stärkung am Mittag wurde frisch angelandeter Fisch gebraten,
Pellkartoffeln, Bohnen und Dorschfilet und am nächsten Tag kochte Birgit Rautenberg-Sturm eine
Kartoffelsuppe mit Fisch und Krabben.
Bevor es überhaupt an das Vermessen der "Quase" gehen konnte, stabilisierte schon eine Woche
vorher Bootsbauer Kristin Müller Planken, Steven und Wrangen des Rumpfes. Berufsschullehrer
Mathias Krueger teilte schließlich seine Schüler zu verschiedenen Arbeitsgruppen ein, beispielsweise
für den Bug- und Hecksteven und den Linienriss. Der ungefähr um 30° nach Steuerbord geneigte
Rumpf auf dem Promenadenplatz war für alle eine besondere Herausforderung. Schließlich musste
jedes abgenommene Maß um diese Neigung korrigiert werden, bevor es auf dem Schnürboden, einer
großen Holzplatte, eins-zu-eins aufgezeichnet werden konnte.
Unmittelbar neben dem Quasenrumpf, hatten die Mitglieder des Museumshafens ein Zelt der
Arbeiterwohlfahrt aufgeschlagen. Dort im Zelt zeichneten die Berufsschüler geschützt vor dem
Nieselregen ihre Messpunkte auf den Schnürboden.
"Die Daten und Maße werden die Schüler in der Berufsschule auswerten und schließlich einen
Linienriss zeichnen, der zur Dokumentation und eventuell auch für einen späteren Nachbau genutzt
werden kann", sagt Berufsschullehrer Mathias Krueger.
Vereinsvorsitzende Birgit Rautenberg-Sturm ist begeistert, dass durch die Kooperation mit dem Kieler
Stadt- und Schifffahrtsmuseum und der finanziellen Unterstützung aus dem Europäischen
Fischereifonds (EFF Achse 4) das Projekt zur Rekonstruktion der "Quasenbünn" möglich wurde. "Mit
dem Vermessen und dem Anfertigen eines Linienrisses durch den außerschulischen Workshop der
Lübecker Berufsschule für Bootsbau wird diese spezielle und typische Fischereifahrzeugkonstruktion
nun erstmals dokumentiert und damit die notwendige fischereigeschichtliche Sachkulturforschung
bezüglich der Bauweise umgesetzt. Aber wir wecken damit auch das Interesse an Bootskonstruktionen
der Fischerei bei den Auszubildenden. Die Vermessung der "Quase" war der erste Abschnitt des
Projektes. Nach der Rekonstruktion der "Bünn" hätte man sonst die "Quase" nicht mehr vollständig
vermessen können", erklärt Birgit Rautenberg-Sturm.
Die Vermessung der Quase war der erste Abschnitt des
Projektes für die Auszubildenden im Bootsbau. Am
Sonntag, 12. Mai , zum Internationalen Museumstag, soll
die Ausstellung Quasen-Bünn dann der Öffentlichkeit
präsentiert werden.
Der Museumshafen Probstei ist Mitglied im:
Museumsverband Schleswig-Holstein
AGDM -Arbeitsgemeinschaft Deutscher Museumshäfen-
AktivRegion Ostseeküste,
Cruising Fehmarn Belt
Schüler der Berufsschule für Bootsbau in Lübeck und (von
links) Bootsbauer Kristen Müller, Vereinsvorsitzende Birgit
Rautenberg-Sturm, Fischer Jan Meyer, Bürgermeister
Otto Steffen und Berufsschullehrer Mathias Krüger.
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